Rettet den Landarzt!
Innovative „Hausarztschmiede“ aus Bayern für den 1A-Award nominiert
Schon sein Vater Fritz führte in der Kleinstadt Kemnath eine Hausarztpraxis. Dr. Peter Deinlein stieg dort vor 14 Jahren ein und arbeitet seitdem in seinem Traumberuf. Doch er macht sich Sorgen um den Ärzte-Nachwuchs auf dem Land. Deshalb hat er die innovative „Hausarztschmiede“ ins Leben gerufen. Sein Engagement ist eine Nominierung für den 1A-Award wert.
Die Prognosen sehen nicht gut aus: Im Jahr 2035 werden bundesweit etwa 11.000 Hausärzte fehlen. Das sagt eine Studie der Robert Bosch Stiftung. Die Gründe für die drohende Versorgungslücke: In 13 Jahren werden fast 30.000 Hausärzte aus Altersgründen ausscheiden, die nachwachsende Ärztegeneration scheint diese Lücke nicht schließen zu wollen. Vermeintlich zu unattraktiv seien diese Jobs.
Rund 40 Prozent aller Landkreise werden demnach unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht sein, wie das Berliner IGES Institut im Auftrag der Bosch Stiftung für die Studie „Gesundheitszentren für Deutschland“ ermittelte. So wie im Landkreis Tirschenreuth (Bayern), hier gibt es heute schon zu wenig Hausärzte.
Allgemeinmediziner Dr. Peter Deinlein sah diese negative Prognose nicht nur als Bedrohung, sondern erkannte auch eine Chance darin. „Hausarzt gerade auf dem Land zu sein, ist absolut spannend, weil die Versorgungstiefe so hoch ist“, erklärt Dr. Deinlein, „warum sollten Nachwuchsärzte deshalb nicht in unserer Region einsteigen?“ Geboren war die Idee von der innovativen „Hausarztschmiede“. Das war vor fünf Jahren. Inzwischen hat Dr. Deinlein nicht nur sehr viel Herzblut in das Projekt gesteckt, sondern viele Dinge sind bereits in die Praxis umgesetzt worden.
Vor Ort sollen Lehrpraxen gefördert werden, die Ärzte in Weiterbildung ausbilden. „Hier werden bleibende Werte geschaffen“, sagt Dr. Deinlein. Auch wichtig: Ein Nachwuchs-Netzwerk mit einer lebendigen Online-Community soll den Austausch fördern.
Operativ hält bei der „Hausarztschmiede“ die Gesundheitsökonomin Laura Ott alle Fäden in der Hand. Die gebürtige Kemnatherin ist die Schnittstelle zwischen Ärzten, dem Landkreis sowie den Studierenden. Ihre Devise: Möglichst viele pragmatische Lösungen finden, um Interessenten die Vorteile der Region schmackhaft zu machen.
In den Klinken Nordoberpfalz werden zusätzlich zwei Rotationsstellen für Allgemeinmediziner gefördert, wie Dr. Deinlein erklärt. Angehende Mediziner, die zukünftig im Landkreis Tirschenreuth arbeiten möchten, „können dadurch zu ihrem Wunschzeitpunkt ihre Wunschstelle besetzen“, sagt er.
Und die „Hausarztschmiede“ kümmert sich schon sehr früh um potenzielle Hausärzte auf dem Land: Zum Beispiel mit einer Beratung bei der Studienplatzsuche von Abiturienten. Frühzeitig soll auch der Kontakt zum Beispiel zu Medizinstudenten der nahen Universitäten in Regensburg und Nürnberg aufgenommen werden, aber auch Jungärzte werden direkt angesprochen. Praktika und Famulaturen vor Ort – kein Problem, die „Hausarztschmiede“ kümmert sich darum.
Der Plan scheint aufzugehen. „Dass ich Hausarzt auf dem Land werden wollte, war für mich früh klar“, sagt Dr. Luca Frank aus Tirschenreuth. „Jetzt in der Weiterbildung freue ich mich über das attraktive Angebot der ‚Hausarztschmiede‘. Die Unterstützung durch engagierte Kollegen in der Region erleichtert mir so den Einstieg in die Tätigkeit als Landarzt.“ Das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren wird vom Freistaat Bayern mit 105.000 Euro unterstützt. Mit der gleichen Fördersumme beteiligt sich der Landkreis Tirschenreuth an der „Hausarztschmiede“.
Der Nominierte
Dr. Peter Deinlein praktiziert seit 2008 als Hausarzt in Kemnath (Bayern, ca. 5.000 Einwohner). Außerdem engagiert er sich als stellvertretender Bezirksvorsitzender Oberpfalz im Bayerischen Hausärzteverband.
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