1A-Award 2024,  Arzt

Ein leuchtender Ball gegen die Dunkelheit im Kopf

Innovative Demenztherapie für 1A-Award nominiert

Demenz ist heutzutage in fast jeder Familie ein Thema. Für Betroffene ein langer Weg in die Dunkelheit, für pflegende Angehörige eine große Herausforderung. Diese Erkenntnis war der Anfang des neuen ichó-Therapiesystems. Es verbindet spielerische Elemente mit digitalem Know-how und wurde jetzt für den 1A-Award nominiert.

Bei demenzkranken Menschen gehören Kommunikation und Interaktion zu den größten Problemen, da die kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen stark eingeschränkt sind. Ein Team junger Studienabgänger aus den Bereichen Ingenieurwesen, Design und Sozialwissenschaften hatte einige persönliche Erfahrungen mit Personen, die an Demenz litten, und beschloss, etwas zu tun. Vor sechs Jahren gründeten sie die icho systems GmbH in Duisburg mit dem Ziel, technologische Innovationen in den Bereich der Pflege und Therapie zu bringen, um Menschen mit kognitiven Einschränkungen wie Demenz eine verbesserte Lebensqualität zu bieten.

Sie entwickelten einen neuen Therapieansatz und nannten ihn ichó, griechisch für Echo. Echo war eine gesprächige Nymphe, die eine besondere Gabe hatte: Sie konnte mit ihrer Stimme jeden unterhalten. Als sie Hera, die Gattin des Zeus, hinters Licht führen wollte, wurde sie bestraft. Seitdem konnte sie nicht mehr selbstständig sprechen, sondern nur noch die letzten Worte anderer Menschen wiederholen. Für die Gründerinnen und Gründer des ichó-Therapie­systems eine Geschichte, die sinnbildlich die aktuellen Herausforderungen der Krankheit beschreibt.

Worum geht es bei dem Therapie­a­nsatz? Es ist ein innovatives Tool, das speziell für die Arbeit mit Menschen entwickelt wurde, die an kognitiven Ein­schränkungen, Demenz oder anderen neurologischen Erkrankungen leiden. Ein interaktiver, beleuchteter Ball reagiert auf Berührung, Bewegung und Akustik. Er kann in verschiedenen Farben leuchten, Vibrationen erzeugen und Töne abspielen, und bietet damit möglichst vielfältige sensorische Reize. „Das ichó-Therapiesystem nutzt moderne Sensortechnologie unter Einbeziehung multisensorischer Reize, um therapeutische Prozesse zu unterstützen und Menschen mit kognitiven Einschränkungen auf spielerische, aber wirkungsvolle Weise zu fördern“, bringt Geschäftsführer Steffen Preuß die Vorteile seines Therapieansatzes auf den Punkt.

Die Idee dahinter: ichó soll die Fähigkeit des Gehirns nutzen, beschädigte Areale durch die Bildung neuer Vernetzungen zu umgehen. Das Prinzip nennt sich Neuroplas­tizität und ist Gegenstand vieler aktueller Forschungsansätze. Durch die kontinuierliche Stimulation von Neuronenverbindungen auf Basis von Kognitions- und Motoriktrainings verbessert ichó die Vernetzungen im Gehirn. Damit soll Menschen mit kognitiven Einschränkungen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Interaktion gegeben werden. Zugleich werden Therapeuten und Pfleger in ihrer Arbeit unterstützt.

Das System wird bereits in der Therapie und Betreuung eingesetzt, um die motorischen und kognitiven Fähigkeiten sowie das Gedächtnis der Betroffenen zu fördern. Es kann individuell auf die Bedürfnisse des Nutzenden abgestimmt werden, wobei verschiedene Spiele, Übungen und Aktivitäten (derzeit über 175) programmiert werden können, die auf die jeweilige Therapieform abzielen. Gleichzeitig zeichnet das Gerät Daten wie Reaktionszeiten oder Tremores während der Nutzung auf, um den Therapieprozess transparent für Betroffene und Behandelnde zu machen. So nutzen es Pflegeeinrichtungen, Rehabilitationszentren und Pflegende im häuslichen Umfeld.

Das Team hinter ichó ist stark in der Pflege- und Therapeuten-Community vernetzt und entwickelt das Produkt kontinuierlich weiter, um es an die Bedürfnisse der Nutzenden anzupassen und neue Einsatzmöglichkeiten zu erschließen. Diese Kombination aus interaktiver Technologie, Personalisierung, Benutzerfreundlichkeit und Mobilität macht das ichó-Therapiesystem zu einem einzigartigen und wertvollen Werkzeug in der Betreuung und Therapie von Menschen mit kognitiven und motorischen Einschränkungen.

Steffen Preuß, Mario Knappmann und Alkje Stuhlmann

 

Über die Personen:

Vom gemeinsamen Studium zu einem erfolgreichen Start-up: Steffen Preuß, Mario Knappmann und Alkje Stuhlmann haben mit ihrem ichó-Ball ganz neue Wege in der Demenztherapie beschritten.

Bildquelle: icho-systems.de