Apothekerin aus Bad Hersfeld für den 1A-Award nominiert

Keine Apotheke? Expressboten bringen Medikamente blitzschnell aufs Land

Apotheke

Einfach verstehen
Für die Kunden einer Apotheke ist der Notdienst die wichtigste Serviceleistung. Direkt danach folgt schon ein Lieferservice. 88 Prozent der Befragten war der Botendienst wichtig. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag der ABDA, die vor einigen Jahren veröffentlicht wurde. Was aber auch klar ist: Die Kunden schätzen zwar Medikamente frei Haus, zahlen möchten sie für diese Leistung aber nichts. Was tun?

Einfach machen

Saskia Hildwein aus Bad Hersfeld ist Apothekerin aus ganzem Herzen, hat viele Dinge schon immer aus Kundensicht betrachtet. „Nur wenn wir die Bedürfnisse unserer Kunden kennen und unsere Angebote darauf maßschneidern, haben wir langfristig Erfolg“, so die Chefin.

Die Fakten lagen auf der Hand: In Bad Hersfeld selbst leben zwar 30.000 Menschen, doch in der Nachbarschaft liegen viele Orte mit weniger als 1.000 Einwohnern – und ohne eigene Apotheke. Die Infrastruktur ist ziemlich bescheiden, der öffentliche Nahverkehr nicht wirklich optimal. „Mir war schnell klar, dass es einfacher sein wird, unsere Kunden zu beliefern als dass sie weite Wege auf sich nehmen“, so die Unternehmerin.

Das war die Geburtsstunde ihres Express-Botendienstes – inzwischen umfasst der eigene Fuhrpark einen Transporter, zwei Kastenwangen und drei Kleinwagen. „Die Professionalität unseres Lieferservices ist ein Leistungsversprechen. Unsere Kunden bekommen die gewohnte Qualität der Medikamente direkt nach Hause – so schnell es geht“, fast Hildwein ihr Konzept zusammen.

Wie wichtig ein einheitliches Auftreten unter einem eigenen Signet ist, zeigt eine Begebenheit aus der Vergangenheit. Damals waren die Autos noch unbeschriftet. „Ein Fahrer fiel kurzfristig aus“, erzählt die Apothekerin, „und mein Mann sprang für eine Botenfahrt ein. Leider ohne Erfolg. Die ältere Kundin auf dem Land ließ ihn nicht in die Wohnung, weil sie ihn nicht kannte.“

Heute kann auch sie über diese Anekdote schmunzeln. Inzwischen haben alle Fahrzeuge einen einheitlichen Schriftzug, es wird in zwei Schichten täglich Ware ausgefahren. Im Umkreis von 50 Kilometern, bei eiligen Krebsmitteln gehen die Touren sogar noch weiter. Rechnet sich dieser Einsatz? „Nicht, wenn man ihn isoliert betrachtet“, so die Apothekerin. „Aber wir generieren dadurch ein Umsatzplus und stärken so die Kundenbindung.“

Einfach einfach
Das Feedback ihrer Kunden ist sehr positiv. „Gerade viele ältere Menschen auf dem Land sind dankbar, dass wir frei Haus liefern. Sonst wüssten sie nicht, wie sie an ihre Medikamente kämen.“ Die Apothekerin denkt jetzt schon weiter, wünscht sich eine gemeinsame Online-Bestellplattform für alle stationären Apotheken. „Das ist wichtig, damit wir wettbewerbsfähig bleiben, eine Insellösung bringt da gar nichts.“