Demenzfreundliche Apotheken: Nie waren sie wertvoller als heute!
Bayerische Initiative für Auszeichnung nominiert
In Deutschland leiden etwa 1,8 Millionen Menschen an Demenz. Nicht nur eine Herausforderung für Angehörige, sondern auch für die Versorgung mit Arzneimitteln und für eine qualifizierte Beratung. Besonders vorbildlich geschieht das Bayern: Hier gibt es bereits über 300 zertifizierte „demenzfreundliche Apotheken“. Jetzt wird dieses Leuchtturm-Projekt für den 1A-Award nominiert.
Wie fing alles an? Das Projekt startete im Jahr 2014 auf Initiative des Qualitätszirkels Pharmazeutische Betreuung Augsburg der Bayerischen Landesapothekerkammer und der Alzheimer Gesellschaft Augsburg.
Vier Jahre später wurde der bayernweite Ausbau vom WIPIG (Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen) und der bayerischen Landesapothekenkammer übernommen. Gegenwärtig nehmen 340 Apotheken in 50 Landkreisen und kreisfreien Städten an dem Projekt teil.
„Wir verfolgen zwei Ziele. Auf der einen Seite wollen wir die Apotheker und Apothekerinnen für das wichtige Thema Demenz sensibilisieren, andererseits mit unserem Angebot den Kunden eine niederschwellige Anlaufstelle bieten“, erklärt Apotheker Sebastian Lenhart aus Friedberg. „So können die Apotheken bei Demenzerkrankungen einen wertvollen Beitrag leisten.“ Großer Pluspunkt: das Vertrauensverhältnis der Apothekerinnen und Apotheker zu den Menschen vor Ort.
Um Teil des Netzwerks zu werden, müssen Apotheken bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört der Zusammenschluss mehrerer Apotheken einer Region sowie die Zusammenarbeit mit lokalen Ansprechpartnern wie der Alzheimer-Gesellschaft, Pflegestützpunkten oder Beratungsstellen für Angehörige. Zudem müssen die teilnehmenden Apotheken eine dreiteilige Schulung absolvieren. Inhalte: Grundlagen der Demenz, Kommunikationstechniken, , Beratung, Betreuung und Vernetzung.
Wer diese Schulungen erfolgreich abgeschlossen hat, kann sich als „demenzfreundliche Apotheke“ zertifizieren lassen. Diese Zertifizierung zeigt, dass die Apotheke besonders geschult und sensibilisiert ist, um Menschen mit Demenz angemessen zu betreuen. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Informationen in den Medien wurde das Projekt bekannter gemacht, damit betroffene Familien wissen, wo sie kompetente Unterstützung finden können.
„Im Alltag sind die Angehörigen von Demenzkranken rund um die Uhr mit der Pflege beschäftigt, da bleibt kaum Zeit, um sich um externe Entlastung zu kümmern“, sagt Apotheker Dr. Jens Schneider, ehemaliger Vorsitzender der Alzheimergesellschaft Augsburg und vor zehn Jahren Ideengeber der Initiative. „Deshalb sind die Apotheken ideale Anlaufstellen für unterstützende Beratung. Sie können zusätzlich eine wertvolle Wegweiserfunktion in das lokale Netzwerk von Hilfeeinrichtungen übernehmen.“
Immer mehr Apotheken in Bayern haben diese spezielle Schulung zur „demenzfreundlichen Apotheke“ absolviert. Mehr Infos: www.wipig.de
Die Nominierten:
Sie stehen für das Projekt „Demenzfreundliche Apotheker“: Initiator Dr. Jens Schneider (links), ehemaliger Vorsitzender der Alzheimergesellschaft Augsburg, und sein Nachfolger Apotheker Sebastian Lenhart aus Friedberg.
Bildquellen: Lenhart (2), Dr. Schneider