Kategorie Apotheke: Alexander Stüwe gewinnt Sonderpreis „Courage“!
Gelungene Premiere für den ersten Sonderpreis „Courage“ des 1A-Awards: Es gab vier Nominierte für die Auszeichnung, als echtes Vorbild im Gesundheitswesen hat in diesem Jahr Alexander Stüwe den Preis gewonnen. Der Apotheker aus Buxtehude (bei Hamburg) unterstützt die Rettungsschiffe von Sea-Watch mit Medikamenten. Ein Interview mit dem glücklichen Gewinner.
Warum sind Sie ursprünglich Apotheker geworden?
Alexander Stüwe: Ich habe mich nach meinem Abitur für Medizin interessiert, eine Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht. Für einen Pharmazie-Studienplatz hatte ich mich mehr so aus dem Bauch heraus entschieden, im Studium dann aber sehr schnell gewusst: Das ist genau mein Ding.
Sie sind Apotheker in Buxtehude – warum nicht in Berlin oder Barcelona?
Alexander Stüwe: Ich bin hier groß geworden, meine Mutter hat sich 1997 mit der Brücken-Apotheke hier selbständig gemacht. Jetzt bin ich in ihre Fußstapfen getreten und habe von ihr die Apotheke Anfang 2020 übernommen.
Warum unterstützen Sie die Rettungsschiffe von Sea-Watch mit Medikamenten?
Alexander Stüwe: Ich bin von Kindesbeinen an immer auf dem Wasser unterwegs gewesen, Segeln ist seit jungen Jahren meine Leidenschaft. So hatte ich Sea-Watch schnell auf dem Radar und wollte mich gerne dort bei der Hilfe persönlich einbringen.
Gab es für Sie ein einschneidendes Erlebnis, das ihren Entschluss beflügelte?
Alexander Stüwe: Als 2015 die Situation im Mittelmeer immer dramatischer wurde, habe ich mich gefragt: Wie kannst Du ganz konkret helfen. Mich hat das Schicksal der Geflüchteten, die ihr Leben riskieren, um Krieg und Folter zu entkommen, sehr betroffen gemacht. Und so bin ich auf Sea-Watch gekommen und kümmere mich um die Medikamenten-Ausrüstung auf den Rettungsschiffen.
Wie unkompliziert war der erste Kontakt mit Sea-Watch?
Alexander Stüwe: Sehr. Ich hatte meinen Support per Mail angeboten, daraufhin meldete sich der medizinische Koordinator von Sea-Watch, ein Rettungssanitäter der die Krankenstationen auf den Schiffen aufgebaut hat. Der stellte auch mit den Ärzten die Ausrüstungslisten zusammen – und da passte mein Angebot perfekt rein.
Waren Sie selbst schon einmal auf See bei einer Rettungsaktion dabei?
Alexander Stüwe: Bei einem Einsatz nicht. Aber jedes Mal, wenn die Schiffe in einer Werft fit für den nächsten Einsatz gemacht werden, bin ich dabei. Dann geht es auch darum, die richtigen Medikamente in der nötigen Menge an Bord zu haben.
Was sind für sie die größten Herausforderungen bei Ihrem Support bei Sea-Watch?
Alexander Stüwe: Das ist oft der Faktor Zeit. Wenn Medikamente benötigt werden, gibt es in der Regel nur ein kurzes Zeitfenster, alles zu organisieren und dann auch an Bord der Schiffe zu bringen. Da braucht man schon eine große Flexibilität. Das alles nach Feierabend zu erledigen, ist manchmal tatsächlich eine Herausforderung.
Gab es Momente, an denen Sie gedacht haben, das wird mir alles zu viel?
Alexander Stüwe: Nein, dafür ist die Unterstützung von Sea-Watch eine zu große Herzensangelegenheit.
Was war Ihr schönstes Erlebnis im Zusammenhang mit Ihrem Engagement?
Alexander Stüwe: Ganz ehrlich, jeder Einsatzbericht bestätigt mir, wie wichtig die Initiative von Sea-Watch ist. Die kann man übrigens alle auf der Website www.sea-watch.org einsehen. Jeder Mensch, der nicht im Mittelmeer ertrinkt, ist die Sache wert.
Wie stehen Ihre Mitarbeiter in der Brücken-Apotheke zu diesem Projekt?
Alexander Stüwe: Mein Team findet das Engagement super und steht voll dahinter, auch emotional. Sie unterstützen mich, wo sie nur können. Wir haben sogar eine neue Mitarbeiterin gewinnen können, die aufgrund des Engagements für Sea-Watch auf uns aufmerksam geworden ist. Aktuell suchen wir weitere Verstärkung.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Welcher wäre das für die nahe Zukunft?
Alexander Stüwe: Es ist eine Utopie, aber wenn wir den Ursprung der Flüchtlingsströme in den Griff bekommen könnten, dann hätten wir all diese Sorgen und Nöte nicht.