Unkomplizierte Hilfe vor Ort: Sichere Arzneimittel für Bedürftige in Mainz
Verein „Apotheker ohne Grenzen“ für den 1A-Award nominiert
Einfach verstehen
Beim Sozial- und Gesundheitssystem schauen viele Länder neidisch auf Deutschland. Unsere engmaschige Versorgung sichert uns einen hohen Lebensstandard. Aber auch hier gibt es Menschen, die durch dieses Netz rutschen und ohne Krankenversicherung dastehen. Es ist unser gesellschaftlicher Auftrag, dass auch diese Randgruppen medizinisch versorgt werden.
Einfach machen
Seit 20 Jahren hilft der Verein Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V. (AoG) mit Sitz in München weltweit. Die Vision: Menschen durch pharmazeutische Kompetenz ein Leben in Gesundheit zu ermöglichen. Die gemeinnützige Hilfsorganisation hat über 2.000 Mitglieder und finanziert sich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Fördergelder.
Waren es am Anfang fast ausschließlich Hilfsprojekte in aller Welt, so ist der Verein seit 2012 auch bei drei Projekten in Deutschland aktiv. Das erste inländische Projekt startete in Mainz, wo ehrenamtliche Apotheker die Ambulanz ohne Grenzen mit pharmazeutischer Kompetenz und viel Engagement unterstützen.
Wie sieht die konkrete Hilfe aus? „Die Ambulanz bietet wöchentlich kostenlose Sprechstunden an“, erklärt Stefanie Pügge, hauptamtliche Projektkoordinatorin der von „Apotheker ohne Grenzen“, um den Bedürftigen die Möglichkeit einer angemessenen medizinischen Versorgung zu bieten, auf Wunsch auch anonym.“
Die Patienten erhalten ihre Medikamente für eine sofortige Anwendung direkt vor Ort – wichtig für die notwendige Therapietreue. „Deshalb ist es auch wichtig, ausreichend sichere Arzneimittel in der Ambulanz vorrätig zu halten“, sagt Apothekerin Pügge. Damit das dauerhaft möglich ist, stellt „Apotheker ohne Grenzen“ jährlich der Ambulanz über 7.000 Euro zur Verfügung.
Die Aufgaben vor Ort: Die ehrenamtlichen Apotheker helfen bei der Arzneimittelauswahl und Erstellung von Therapieplänen, um mit den vorhandenen Ressourcen eine bestmögliche Versorgung der Patienten zu ermöglichen. Außerdem werden die Helfer in der Ambulanz zur fachgerechten Lagerung und richtigen Anwendung der Arznei- und Hilfsmittel beraten, es gibt regelmäßige Schulungen, auch Aufklärung über problematische Arzneimittelspenden.
Der Bedarf für die unkomplizierte Vor-Ort-Hilfe – er steigt von Jahr zu Jahr. Im letzten Jahr zählten die Helfer 2.287 Behandlungen in den medizinischen Sprechstunden, 500 mehr als in 2018. „In diesem Jahr mussten wir uns ganz neuen Herausforderungen stellen“, so Stefanie Pügge, „denn die Zahl der Behandlungsfälle stieg seit dem Beginn der Corona-Pandemie weiter an.“ Oft wurden Obdachlosen in den kalten Nächten die Notunterkünfte verwehrt, die Tafeln waren geschlossen, ebenso wie zahnärztliche Notdienste.
Einfach einfach
„Gerade in diesem Jahr wurde noch einmal deutlich, welch wichtigen Beitrag wir als Apotheker für die zuverlässige Versorgung der Patienten in der Ambulanz leisten“, resümiert Pügge. Der Hintergrund dieses positiven Fazits ist aber eher traurig: Aufgrund der steigenden Patientenzahlen wird die Unterstützung der Ambulanz wohl noch längere Zeit nötig sein.
Die Nominierte
Stefanie Pügge ist gelernte Apothekerin und seit acht Jahren hauptamtliche Projektkoordinatorin beim Verein „Apotheker ohne Grenzen“. Sie hat schon mehrere Einsätze im Ausland geleitet, verantwortet die Unterstützung der Ambulanz in Mainz.