Dr. Matthias Meinhold aus Nürnberg für den 1A-Award nominiert
Zeckenzange hat den Dreh raus
Wer am Körper eine Zecke entdeckt, sollte schnell handeln. Denn Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis drohen. Aber Vorsicht: Wer das Tier beim Herausziehen quetscht, riskiert, Erreger in die Stichwunde zu drücken. Dafür müsste es doch eine einfache Lösung geben …
Das dachte sich auch Dr. Matthias Meinhold, ein Hausarzt aus Nürnberg. Das war vor fast genau 20 Jahren. Der Facharzt für Allgemeinmedizin und Physiker begann, zu recherchieren. Das bis dato gängige Verfahren wurde 1990 in einem Artikel in der „Medical Tribune“ beschrieben. Es war der Lasso-Trick: Einen Zwirn mit noch offenem Knoten über die leicht angehobene Zecke stülpen. Den Zwirn fest zuziehen, der Stechrüssel wird abgebunden.
„Je länger ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, desto klarer waren mir die Anforderungen“, sagt Dr. Meinhold. „Es braucht eine mechanische Lösung, damit man die Zecke schonend und einfach entfernen kann.“ Studien belegen, dass das Herausdrehen aus der Haut effektiver ist als das Herausziehen, da bei letzterem bis zu 70 % der Stichwerkzeuge in der Haut verbleiben.
Es begann ein langer Weg des Experimentierens. Schnell war klar, dass ein Zeckengreifer die richtige Lösung ist. Oben drücken und unten drehen – in der Theorie ganz einfach. Aber wie umsetzen? Die Grundidee war nah an der Technik eines Druckbleistifts. So wandte sich Dr. Meinhold an Faber Castell im benachbarten Stein. 2007 gab es einen ersten gemeinsamen Prototyp, der aus Gründen des Firmenportfolios jedoch nicht weiterverfolgt wurde.
Dr. Meinhold war aber davon überzeugt, dass dieses Prinzip Erfolg haben wird. Er sicherte sich für seinen Zeckengreifer Patente in Europa und den USA, gründete eine eigene Firma (tickSAFE GmbH) und versuchte einen Neuanfang mit einer Produktion in China. „Das war ein Reinfall! Viele Produkte, die ich geliefert bekam, funktionierten nicht“, so der Erfinder. Wieder musste er einen Rückschlag verkraften.
Vor sechs Jahren dann der Durchbruch. Zusammen mit einer Nürnberger Firma konstruierte Dr. Meinhold einen Zeckengreifer mit einem neuartigen rotierenden Greiferkopf. Herausgekommen sind zwei Produkte: Eines für Zecken beim Menschen, eines für Tiere. „Wir haben im Vorfeld so viele technische Berechnungen angestellt, das musste einfach klappen.“
Die Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt – heute gilt das Gerät als ausgezeichnete Wahl beim Entfernen des Spinnentieres. „Einige Kunden melden sich bei uns und sagen, wie einfach das Ganze doch ist mit unserem Zeckengreifer“, freut sich der Arzt. Hat er in schweren Stunden mal ans Aufgeben gedacht? „Nein, niemals. Ich wusste, es wird funktionieren. Ich hätte die Patente auch niemals verkauft, dafür hängt da zu viel Herzblut dran. Und natürlich unzählige Stunden Arbeit.“
Der Nominierte
Nominiert für den 1A-Award wird Dr. Matthias Meinhold (65) aus Nürnberg. Der gebürtige Kieler ist Arzt und Physiker, hat sich 1990 mit einer eigenen Praxis in Franken niedergelassen. Bevor sich der Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Homöopathie um die Entwicklung seines Zeckengreifers kümmerte, arbeitete er nebenberuflich an einem digitalen Zeitstempel für elektronische Dokumente.