Irena Geibel, Maryam Madanian und Dr. Gerd Fass für den 1A-Award nominiert
Gesundheitskiosk in Hamburg: Neues Denken für ein besseres Leben
Gesundheit hängt heute immer noch von der sozialen Lage ab. In manchen Großstädten ein echtes Problem: So kommen in den Hamburger Stadtteilen Billstedt und Horn gerade mal 1,25 Ärzte auf 1.000 Einwohner. Das ist weniger als die Hälfte des Hamburger Durchschnitts. Nur mit reden kommt man da nicht weiter, eine neuartige Gesundheits-Initiative geht jetzt erfolgreich neue Wege.
So fing alles an: Die Idee für die Initiative „Gesundheit für Billstedt/Horn“ entstand im Jahr 2012. Zwei lokale Ärzte wollten in den beiden Stadtteilen bessere Strukturen für die ärztliche Versorgung nach dem Muster von „Gesundes Kinzigtal“ aufbauen. Mit der OptiMedis AG wurde ein erfahrener Partner ins Boot geholt, diese überzeugte die AOK Rheinland-Hamburg und die Gesundheitsbehörde der Stadt zur Bereitstellung von Daten und den Innovationsfonds des Gesundheitswesens zur Startfinanzierung. Gemeinsam wurde eine eigene Managementgesellschaft gegründet, um ein patientenorientiertes und sektorenübergreifendes Netzwerk auch mit den sozialen Einrichtungen auf die Beine zu stellen. Inzwischen sind über 170 Partner im Netzwerk.
Der in Deutschland einzigartige Gesundheitskiosk ist der Leuchtturm dieser Initiative. Vielfältiges Angebot inklusive: Das medizinisch ausgebildete und mehrsprachige Team berät Patienten vor und nach Arztbesuchen, koordiniert Behandlungsschritte und vermittelt an Einrichtungen und Vereine im Stadtteil. Damit sollen nicht nur bestehende Versorgungs-lücken geschlossen, sondern auch Gesundheitsförderung und Prävention in den Stadtteilen gestärkt werden.
Das Beratungsangebot im Gesundheitskiosk ist kostenlos. Die Mitarbeiter im Kiosk sprechen neben Deutsch die in den Stadtteilen geläufigen Sprachen wie Türkisch, Russisch, Polnisch, Spanisch, Englisch, Portugiesisch, Dari und Farsi. Sie haben zur Vorbereitung auf ihre Arbeit ein intensives Training absolviert. Warum aber dieser ungewöhnliche Name? „Ganz einfach, das Wort Kiosk ist international, das versteht man in vielen Sprachen“, so Helmut Hildebrandt von OptiMedis.
Was für eine positive Bilanz nach einem Jahr! Im Gesundheitskiosk in Hamburg-Billstedt sind bislang mehr als 3.000 Beratungen geleistet worden. Häufig geht es um Gewichtsreduktion und Ernährungsberatung, um Raucherentwöhnung und psychosoziale Fragen. Aber auch um die Suche nach Ärzten, Aufklärung und Erläuterungen von medizinischen Befunden.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten, sozialen Beratungsstellen und dem Gesundheitskiosk bildet die Basis des Erfolges. Dazu soll demnächst auch die digitale Vernetzung zwischen Patienten, Ärzten und Gesundheitskiosk beitragen. „Wir stellen schon jetzt eine deutliche Entlastung unserer Praxen fest“, sagt Kardiologe Jens Stadtmüller.
Finanziert werden der Kiosk und das dahinter liegende Gesundheitsentwicklungsprojekt mit seinen 11 Vollzeitstellen in der Managementgesellschaft und weiteren Stellen bei den Projektpartnern in den ersten drei Jahren mit 6,3 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses. Für die beim Aufbau beteiligten drei großen Krankenkassen (AOK Rheinland-Hamburg, DAK-Gesundheit, Barmer) bedeuten die „Gesundheit für Billstedt/Horn“ und der Gesundheitskiosk einen Aufbruch in ein neues Denken innerhalb unseres Gesundheitssystems.
Die Nominierten
Nominiert für den 1A-Award werden stellvertretend für den Gesundheitskiosk: Gesundheitswissenschaftlerin Irena Geibel arbeitet im Gesundheitsmanagement, die examinierte Hebamme Maryam Madanian, Expertin für Pflegeentwicklung und Management, im Gesundheitskiosk und Dr. Gerd Fass, Vorstandsvorsitzender Ärztenetz Billstedt-Horn e.V.